Für ein Jahr als Freiwillige nach Russland und Ghana
Die Idee, sich für den Freiwilligendienst im Ausland zu bewerben, hatte Joana schon lange. Die Berichte ihrer leiblichen Mutter, die für längere Zeit in Kolumbien war, inspirierten sie. Ein weiterer Impuls war dann der Info-Stand des Bistums Osnabrück auf einer Zukunftsmesse der Arbeitsagentur. Ihre Adoptivmutter, hauptberuflich beim Bistum als Gemeindereferentin tätig, und auch die anderen Familienmitglieder haben ihr dann noch einmal Mut gemacht, nach dem Abitur in diesem Sommer für ein Jahr ins Ausland zu gehen. Joana ist in der St.-Johannis-Gemeinde Alfhausen fest verwurzelt. Seit zehn Jahren ist sie in ihrer Heimatgemeinde Messdienerin, seit zwei Jahren auch Gruppenleiterin. Sie arbeitet gerne mit anderen Kindern und Jugendlichen zusammen. Als sie Anfang Mai die Nachricht erhielt, dass ihr Einsatz im afrikanischen Ghana in Damongo im Kids Club, einer Anlaufstelle zum Lernen und Spielen für Kinder, geplant ist, war ihre Freude riesengroß. Von montags bis freitags wird sie dort täglich bis zu sechs Stunden tätig sein. Denkbar sind weitere Aufgaben mit Kindern in einem Mädcheninternat und einem Krankenhaus. Zwar ist Gonja die überwiegend genutzte Stammessprache, aber eine Verständigung ist auch relativ leicht auf Englisch möglich. Sie hat sich vorgenommen, an freien Tagen innerhalb von Ghana zu verreisen, um Land und Leute besser kennenzulernen.
Cathrin hat in diesem Sommer ihr Fachabitur bestanden und eher zufällig von der Möglichkeit erfahren, über das Bistum für ein Jahr ins Ausland zu gehen. Eine Freundin machte sie darauf aufmerksam. Da war der erste Schnupperonlinetreffen schon gelaufen, aber sie konnte sich noch anmelden. Sie hatte ein klares Ziel: „Nach dem Fachabitur wollte ich etwas Neues erleben und eine Pause von Schule oder Studium machen“. Auch sie hat Erfahrungen in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. An der Marienschule in Schwagstorf war sie Tutorin für jüngere Schüler*innen. Dort hat sie auch eine Ausbildung als Jugendleiterin erfolgreich durchlaufen. In der St.-Vincentius-Gemeinde Bersenbrück ist sie seit vielen Jahren Messdienerin und hat auch eine Gruppe geleitet. Wenn alles wie geplant läuft, wird sie am 5. September mit zwei weiteren Freiwilligen von Düsseldorf aus nach Nowosibirsk in Russland fliegen. Dort wohnt sie in einem Hostel, in dem auch Ordensschwestern leben. Seit 1991 gibt es in der sibirischen Stadt einen Caritasverband. Cathrin wird dort in einem Mutter-Kind-Heim arbeiten, in einem Kinderzentrum Kinder betreuen oder bei der Essensausgabe für obdachlose und besonders bedürftige Menschen helfen. Die russische Sprache lernt sie im Moment in einem online-Kurs. Ihre Eltern unterstützen sie dabei. Sie kamen vor vielen Jahren als russlanddeutsche Aussiedler in die Bundesrepublik.
Begeistert sind Joana und Cathrin von der Vorbereitung und Betreuung durch das Bistum Osnabrück. Nachdem die ersten Treffen nur online stattfinden konnten, gab es zwei mehrtägige Vorbereitungstreffen im Haus Maria Frieden in Rulle. Im Mittelpunkt der Seminare standen ausführliche Informationen zum Gastland, zu den Lebensbedingungen der Menschen vor Ort oder auch zum Verhalten bei Krankheiten oder Notfällen. Ehemalige Freiwillige, die schon in Damongo und Nowosibirsk eingesetzt waren, stehen ihnen außerdem als Paten zur Verfügung. Joana fährt auch nicht alleine nach Ghana. Bei den Vorbereitungstreffen hat sie Ronja Pollmann aus Osnabrück kennengelernt. Sie verbringt ihr Auslandsjahr ebenfalls in Damongo / Ghana. Beide werden in derselben Gastfamilie leben.
Trotz aller Vorfreude ist immer noch nicht ganz sicher, ob die geplante Abreise von Cathrin am 5. und von Joanna am 15. September wegen der Corona-Pandemie tatsächlich klappt. Letztendlich muss die Dachorganisation „weltwärts“ den Einsatz freigeben. Wenn der Termin nicht eingehalten werden kann, gibt es aber einen Plan „B“. Entweder startet der Einsatz bis zu einem halben Jahr später oder das Bistum bemüht sich um eine andere Stelle im Ausland oder um eine FSJ-Stelle im Inland. Im Herbst 2022 möchten Joana und Cathrin dann mit einem Studium beginnen.
Im Augenblick sind beide jedoch zuversichtlich, dass ihr Traum vom Auslandsjahr in Ghana und Russland in Erfüllung geht. Zwar gibt es im Verwandten- und Bekanntenkreis einige Bedenken und Sorgen, aber sie haben die uneingeschränkte Unterstützung ihrer Eltern. Die Gefühle bei den Geschwistern sind eher zwiespältig. Alle wissen, dass sie sich für ein Jahr persönlich nicht sehen werden. Ob ein Besuch der Eltern im Einsatzort möglich ist, ist noch ungewiss. Damit der Kontakt mit der Heimat aber nicht abreißt, kommen Handy und Laptop auf jeden Fall mit in den Koffer. Zum Reisegepäck gehören bei beiden auch ein Foto von ihrer Familie und das kleine Kreuz mit Kette, dass alle Freiwilligen beim Sendungsgottesdienst vom Bistum als Geschenk bekommen haben.
Die Verabschiedung aus der Pfarreiengemeinschaft ist im Hochamt am Sonntag, dem 29. August, in der St.-Vincentius-Kirche geplant.
Cathrin Hammerschmidt | Joana Bosse |
Text und Personenbilder: Herr Mecklenfeld
Titelbild: